"Uns hat oft der Killerinstikt gefehlt"

Die Saison 2010 ist für die Zweitliga-Footballer der Lübeck Cougars beendet. Mit sechs Siegen, sieben Niederlagen und einem Remis landeten die "Berglöwen" auf Platz fünf. Im Interview zieht US-Head-Coach Richard Bonds Bilanz.

Coach, die Rückflüge in ihre Heimat waren vor dem Nachholspiel in Köln längst gebucht. Was ist es für ein Gefühl, die Saison nicht mit ihrem Team beenden zu können?
Bonds: Es ist schon hart, die Saison nicht mit der Mannschaft beenden zu können. Gerade weil ich mich mit der Organisation identifiziere und natürlich an der Spitze des Teams gestanden habe. Aber da ist auch immer eine Geschäftsseite im Sport und insbesondere in meiner Position als Cheftrainer verstehe ich das natürlich. Aber trotzdem ist es ein wenig traurig, die Saison nicht in Deutschland zu beenden, nachdem wir gemeinsam durch eine harte Saison gegangen sind. Ich liebe die Spieler und Trainer der Cougars und wünsche ihnen alles Gute für die Zukunft.

Die Erwartungen vor der Saison waren hoch. Am Ende landeten die Cougars im Mittelfeld der Tabelle. Warum waren die Cougars 2010 nicht gut genug?
Das ist wirklich eine schwere Frage. Ich war bei Teams wo neue Trainer mit neuen Ideen kamen und die Mannschaft zum Positiven verändert haben. Dann habe ich aber auch gesehen, dass es bei anderen Mannschaften auch andersherum geht. Bei den Cougars kann ich es einfach nicht sagen. Wir hatten einige schwere Verletzungen nach dem Trainingslager im März und während der Saison. Wir man auch oft auf höherem Niveau im College oder der NFL sieht, kann eine Spielzeit, die von Verletzungen geplagt ist, die Moral der Truppe beeinflussen. Wir hatten auf einigen Positionen dann nicht die benötigte Tiefe und Erfahrung, um das auszugleichen. Dazu hatten wir sehr viele Neuzugänge – die alle in ein bestehendes Team einzubauen funktioniert nicht immer gleich im ersten Jahr.
Trotzdem kann diese Mannschaft mit den besten Teams der Liga mithalten. Die meisten Niederlagen waren äußerst knapp, mit einem Touchdown oder weniger. Die meisten Trainer würden sagen, das ist dann kein Skill-Problem, sondern ein Problem des Willens. Der Wille eine Führung in einem Spiel zu erkämpfen und zu beschützen. Und der Glaube an sich selbst, das System und die Coaches.

Wo denke sie, war der Knackpunkt im Jahr 2010?
Ich denke es war das Spiel in Magdeburg. Das Spiel hätten wir gewinnen müssen und obendrein haben wir auch noch Teamcaptain und Center Andre Raabe wegen einer Verletzung verloren. Es ging weiter mit der Heimniederlage gegen Langenfeld, in einer ähnlichen Weise, wie wir kurz zuvor bei ihnen zu Hause verloren haben. Wenn Spiele wie diese eng werden, dann kommt es nicht mehr auf die Spielzüge und Trainer an, sondern mehr auf die Spieler plays zu machen – und daran hat es gehapert. Der Killerinstinkt, den Gegner zu besiegen und das Spiel zu gewinnen.

Wie sehen ihre Pläne für die Zukunft aus?
Ich werde zunächst zurück in die Staaten fliegen und sechs Wochen Urlaub bei meinen Freunden und der Familie machen. Dann zieht es mich zurück nach Neuseeland, wo die Sommersaison beginnt. Ich habe noch ein Jahr Zeit, bis ich meinen Master-Studiengang beendet habe und dann bleibe ich in den USA und werde an einem College coachen. Aber bis dahin habe ich europäischen Spielern noch etwa zu bieten. Egal ob jung oder alt, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit dem Talent hier noch etwas gewinnen kann.

Danke für das Gespräch.
Bonds: Als Head Coach möchte ich mich bei unseren Fans, Sponsoren und der Cougars-Organisation bedanken. Lübeck ist eine großartige Stadt zum Leben und ich habe die Zeit hier sehr genossen. Ich hoffe ich kann irgendwann außerhalb des Footballs noch einmal hier her zurückkehren. Vielen Dank Lübeck.

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