„Eine coole Nummer“

Auf dem Spielfeld wehrte die bärenstarke Cougars-Defense die letzten zaghaften Touchdown-Versuche der Kiel Baltic Hurricanes II ab. Doch am Spielfeldrand und auf den Tribünen hatte die Aufstiegsfeier schon längst begonnen, erhielt Football-Trainer John Buffaloe die erste Dusche aus dem Eiswasser- Kübel. Mehr als 600 Fans bejubelten den 32:7 (7:0, 6:0, 7:7, 12:0)-Sieg der Cougars und ihre Regionalliga-Rückkehr.

"Das Spiel ist alle", verkündete ASC-Chef Torsten Tödt unter dem Jubel der Football-Gemeinde via Mikro ins Stadionrund. "Alle" waren auch die Spieler, die jedoch nach dem Abpfiff noch einmal zu Höchstform aufliefen. Denn nach den obligatorischen Sektduschen lieferten Lübecker und Kieler Spieler sowie die Cheerleader ein Gänsehaut-Nachspiel mit Riesenwelle von der Eckfahne bis zur Mittellinie sowie der Arm-in-Arm-Intonierung von "Oh happy day". Defense-Kapitän Dirk Schmidt, der zuvor unter Krämpfen in den Beinen mit seiner Fraktion den Weg zum Triumph frei gemacht hatte und seinen Anteil plakativ auf seinem klatschnassen "Ich bin wichtig"-Shirt zeigte, bedankte sich bei jedem Cheerleader-Girl per Handschlag.

Einer strahlte jedoch nach Spielschluss mit dem Flutlicht um die Wette - Mark Holtze. Der 28-jährige Headcoach des Jugendteams hatte nach sieben aktiven Jahren vor 36 Monaten den Football in die Ecke gelegt und feierte nun nach dem Quarterback-Problem (Wadenbeinbruch von Yurdisik) ein furioses Comeback, wurde zudem als wertvollster Spieler des Finales geehrt. "Eine coole Nummer, ich bin selbst überrascht, dass es gut lief", trat der Polizeibeamte jedoch sofort auf die Euphoriebremse und verkündete seinen Rücktritt. Ob er wohl jemals wieder kommt . . .

Rund ums Ei:
Gefeiert: Berglöwen als Partylöwen - Bis in den frühen Morgen feierten die Cougars bei gesponsortem Freibier im "Body & Soul".

Geredet: Football leicht gemacht - Uli Stantze und Torsten Tödt erklärten den Zuschauern während des Spiels via Mikro alle Aktionen auf dem Feld. Für Stimmung sorgte neben den Cheerleadern auch Hip-Hop und Funk-Musik aus der Konserve.

Gelaufen: Stefan Menges, aus Trittau gekommen, erzielte nicht nur einen Touchdown, sondern glänzte zudem mit 160 Yards als bester Runningback.

Gesprochen: Er arbeitet Züge, Taktiken und Formationen aus und führt das Team strategisch durchs Spiel - Headcoach John Buffaloe. Seine Art der "kämpferischen Variante des Schachspiels" will er auch 2000 in Lübeck zeigen, kämpft aber vorher um eine Nachbesserung seines Kontraktes.

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Es ist soweit - für die lübschen Berglöwen steht die Stunde der Wahrheit ins Haus. Morgen greifen die Cougars-Footballer im Play-off-Finale auf dem Buniamshof gegen die Kiel Baltic Hurricanes II nach der Oberliga-Krone. Dem Champion winkt zudem der Aufstieg in Deutschlands dritthöchste Spielklasse - die Regionalliga Nord. "Es ist das von allen prognostizierte und erwartete Finale", meint Jan Blunck, Spartenleiter der Footballer im American Sports Club (ASC) Lübeck. Für das Spiel des Jahres machen die Cougars die letzten Kräfte mobil, zaubern zudem noch eine, so Blunck, "Geheimwaffe" aus dem "Ei". Für das Finale reaktivieren sie Mark Holtze als Quarterback.

Der 28-jährige Headcoach des Jugendteams, der im Beruf als Polizeibeamter seinen Mann steht, hatte nach sieben aktiven Jahren den Football vor 36 Monaten in die Ecke gelegt. "Nach dem Wadenbeinbruch von unserem etatmäßigen Quarterback Samet Yurdisik, dessen Einsatz trotz noch zu riskant wäre, sagte er spontan zu. Seit knapp zwei Monaten steht er so wieder im Training", berichtet Blunck. Und: "Mark ist aufgrund seiner souveränen Art eine Respektsperson, hat das volle Vertrauen der Offense. " Ein weiterer Trumpf auf den die Cougars bauen ist ihre Serie, denn in ihren zehn Meisterschaftsspielen blieben sie ungeschlagen, landeten dabei auch zwei hart umkämpfte Siege gegen die Canes-Reserve (20:19 und 7:6). Zudem setzt das Team um den frischvermählten Cougar-Punktesammler, "Opa" Jörn Ebeling, auf die Unterstützung der Fans. "Jeder, der ein Lärminstrument mitbringt, hat freien Eintritt", hoffen Blunck & Co. auf mehr als 600 Zuschauer. Falls den Berglöwen nach zwei Jahren die Regionalliga-Rückkehr gelingen sollte, stünden indes erhöhte Kosten für Reisen bis nach Dresden ins Haus. "Der Etat ginge dann in sechsstellige Bereiche", so Blunck, "doch das würden wir hinbekommen. Wir wollen aufsteigen. " Zuvor müssen allerdings erst die Hurricanes "umgepustet" werden.

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