Cougars-Urgestein Volker Geist: "Früher waren wir Holzhacker"

Cougars-Urgestein Volker Geist: "Früher waren wir Holzhacker"

Er brachte den Football nach Schleswig-Holstein, war Mitbegründer der Lübeck Cougars vor 25 Jahren und der erste Head Coach der „Berglöwen“. Volker Geist führte das Team einst in die 2. Bundesliga, jetzt widmet er sich dem Nachwuchs und meint: „Früher waren wir Footballspieler Holzhacker.“ Im Interview blickt Geist zurück – und natürlich nach vorne. Auf die erste GFL-Saison seiner Cougars.

Frage: Coach Geist vor 25 Jahren hast du die Cougars mitgegründet und warst der erste Cheftrainer. Jetzt ist das Team in der 1. Liga angekommen. Wie fühlt sich das für dich an?
Volker Geist: Das macht mich in erster Linie stolz, damals mit den Antrieb gegeben zu haben, dass diese Organisation entstanden ist. Wer hat das damals schon geahnt, dass das ganze irgendwann einmal bis in die 1. Liga geht? Und vor allem auch, dass die Cougars irgendwann einmal drei Jugendmannschaften und ja auch noch eine zweite Herrenmannschaft haben werden. Das ist schon eine ganz wertvolle Sache, die wir hier haben.

Frage: Wie stehst du dem „Projekt GFL“ grundsätzlich gegenüber?
Geist: Eben weil wir hier so viel aufgebaut haben, sah ich das zunächst skeptisch. Wir haben ja schon so viele Vereine über den Jordan gehen sehen. GFL bedeutet halt auch immer, dass man mehr Geld in die Hand nehmen muss. Mittlerweile sehe ich die GFL aber mehr als Chance.

Frage: Inwiefern?
Geist: Ich merke, dass der ganze Verein dahinter steht. In der Jugend ist ein richtiger Hype entstanden. Die freuen sich auf die GFL und blicken zu den Spielern hoch. Da werden Zeitungsschnipsel von den Neuzugängen gesammelt und es wird sich viel darüber unterhalten. Es ist richtig Leben im Verein.

Frage: Man merkt, der Nachwuchs liegt dir am Herzen. Du trainierst jetzt die Basis, die U13. Warum bedeutet dir die Jugendarbeit so viel?
Geist: Ich versuche den Kindern den Sport zu implantieren. Sie mit dem Football-Virus anzustecken, ihnen dabei zu helfen, den Sport zu entdecken, ihn liebzugewinnen. Techniken sind noch nicht so wichtig, das kommt später. In dem Alter geht es darum, sie für den Sport zu begeistern. Nur so können wir die Kids bei uns halten – und davon profitiert am Ende natürlich auch einmal die GFL-Mannschaft.

Frage: Welche Chancen rechnest du den Cougars in der GFL denn überhaupt aus?
Geist: Das ist ganz schwer zu sagen. Es sind definitiv Teams dabei, die wir schlagen können. Vielleicht nicht die Großen wie Kiel oder Braunschweig. Aber die Rebels zum Beispiel haben wir auch schon in der zweiten Liga besiegt – warum nicht auch in der GFL?

Frage: Weil das eben eine andere Liga ist?
Geist: Klar, aber selbst wenn alle Stränge reißen und wir am Ende Letzter werden. Das ist doch kein Beinbruch. Dann können wir die Klasse immer noch in der Relegation gegen den Zweitligameister halten. Das sportliche Risiko ist aus meiner Sicht überschaubar. Ich sage, dass von Platz vier bis zum letzten achten Platz alles möglich ist für die Cougars. Ich glaube einfach, dass die Jungs alles geben werden. Für die älteren Spieler freut es mich einfach, dass sie noch einmal in ihrem Stadion, dem „Buni“, wo sie schon zu Oberligazeiten gespielt haben, noch einmal in der GFL ran dürfen. Und für die jungen Spieler ist es eine natürlich auch eine riesengroße Herausforderung.

Frage: Aber eine Saison mit vielleicht einem Dutzend Niederlagen…
Geist: …würde die Saison auch nicht kaputt machen. Ich meine: Wir haben die GFL in Lübeck! Das ist für die Stadt eine große Sache. Die besten Footballer Europas auf dem Buniamshof. Wie cool. Und auch für die Liga ist das super. Ich denke da an das Dreieck Hamburg-Kiel-Lübeck mit den ganzen Derbys. Eine echte Aufwertung der Liga in meinen Augen.

Frage: Du hast ja auch die Anfangszeiten in Football-Deutschland mitgemacht, wie hat sich der Sport in den letzten 25 Jahren verändert?
Geist: In erster Linie ist er technischer und schneller geworden. Bei uns ging es damals nur um Kraft und Gewalt - weniger um Athletik. Heute stehen da Sportler auf dem Spielfeld – und keine Holzhacker wie wir damals. Zu 70 Prozent wurde damals gelaufen, ein Passspiel war bei den meisten Teams nicht existent. Heute ist der Sport einfach schöner anzusehen. Hat in der GFL schon College-Niveau. Da muss ich nicht den Fernseher für anschalten – da kann ich auch ins Stadion gehen.

Frage: Wie wahrscheinlich auch am 28. April, wenn die Cougars die GFL-Saison gegen Dresden eröffnen. Dein Tipp?
Geist: Oh, ich tippe das äußerst ungern. Ich hoffe einfach auf ein paar Cougars-Punkte. Dresden weiß ja nicht so recht was sie bei uns erwartet. Vielleicht unterschätzen sie uns ein bisschen. Und wenn wir das Spiel lange offen halten – dann kann alles passieren…

*Volker Geist ist Gründungsmitglied des A.S.C. Lübeck und war 1987 der erste Head Coach der Lübeck Cougars. Er führt das Team 1994 bis in die 2. Bundesliga. In den sieben Jahren stand er bei 46 Pflichtspielen als Cheftrainer an der Seitenlinie, unter seiner Regie gab es 22 Siege, 22 Niederlagen und zwei Unentschieden. Seit der Saison 2011 ist Geist Head Coach der Cougars U13.

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