Cougars Inside im Interview mit Head Coach Sascha Knappe

Coach Knappe, Herzlichen Glückwunsch zum Klassenerhalt. Haben sie immer daran geglaubt, dass der Gang in die Drittklassigkeit verhindert werden kann?
Knappe: Die Situation im letzten Jahr war wesentlich aussichtloser und mit noch mehr Nervenkitzel verbunden als diese Saison. Selbstverständlich glaubt man bis zur endgültigen Gewissheit immer an die Chancen die man hat. So war es auch in diesem Jahr. Weder die Coaches noch das Team haben sich zu irgendeinem Zeitpunkt in der Saison aufgegeben. Das Team hat vor allen Dingen dieses Jahr einen extrem starken Charakter gezeigt. Auch von Vereinseite aus gab es während der gesamten Saison bedingungslose Rückendeckung in allen Belangen. Besonders in den beiden letzten Jahren hat sich gezeigt wie wertvoll das Umfeld in Lübeck für alle Beteiligten ist. Auch von unseren auswärtigen Spielern, die schon weit rumgekommen sind, wird uns immer wieder bestätigt, wie einmalig das Klima in Lübeck ist. Cougars Football ist etwas besonderes und das zeigt sich nicht nur in Zeiten des Erfolges. Ich bin stolz auf die Cougars Family.

Wo sehen sie die Hauptgründe für das mäßige Abschneiden dieses Jahres?
Knappe: Sehr nett, das Abschneiden nur als mäßig zu beschreiben. Ganz klar gesagt war das eine katastrophale Saison, in der wir in keiner Weise die angestrebten Ziele erreicht haben. Die Gründe sind in mehr als einer Person oder einem Umstand zu finden. Begonnen hat das ganze schon im Vorfeld der Saison, wo wir die Vorbereitung auf ein erfahreneres Team zugeschnitten und nicht realisiert haben, wie jung und unerfahren die tragenden Spieler dieser Saison waren. Wir haben zu viel Wert auf athletische Entwicklungen und zu wenig auf die technische Ausbildung der Spieler gelegt. Unsere Spielmacherposition konnte mit unserem Importspieler nicht adäquat besetzt werden, zumal wir in diesem Bereich dreimal tätig werden mußten und so eine entscheidende Positionein ständiger Unruhefaktor war. Dazu kamen viele unglückliche Verletzungen in den ersten beiden Spielen, von denen wir uns erst in der Rückrunde erholt haben. So zeigt sich auch ein deutlicher Unterschied zwischen der Hin- und Rückrunde. Haben wir in der Hinrunde noch 165 Punkte kassiert sind es in der Rückrunde nur noch 77 gewesen und auch unser Angriff hat in der zweiten Hälfte mit Stephen Stokes eine bessere Performance gezeigt, so dass wir Spiele die im ersten Durchgang verloren gingen beim zweiten Anlauf für uns entscheiden konnten. Bei diesen drei Eckpunkten möchte ich es auch belassen und nicht weiter ins Detail gehen. Wir haben die Saison analysiert und wissen welche Dinge für die nächste Spielzeit zu verändern sind.

Sie haben ein sehr junges Team zusammen, inwiefern war das ein beeinflussender Faktor?
Knappe: Ein sehr großer Faktor, wir wurden gezwungen mit vielen Rookies zu starten und das war so nicht geplant. Bekanntlich benötigen Jugendspieler erst einmal eine Saison, um sich im Herrenbereich zu akklimatisieren. Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber für das gros trifft das zu. Viele Spieler von unseren 6 Skillpositionen in der Offense waren in iIhrem ersten bzw. zweiten Herrenjahr mit Ausnahme von J. Wulf. Da fehlt natürlich die Erfahrung, um in entscheidenden Spielsituationen das Richtige zu tun. Deswegen war auch die Verpflichtung von Stephen Stokes wichtig nach dem Ausfall von Oje, der uns diese Erfahrung in der Offense auf den Platz bringen sollte. So mussten sich die Rookies dieses Jahr ungewöhnlich schnell entwickeln und früh viel Verantwortung übernehmen, was uns sicher nächstes Jahr enorm nach vorne bringen wird. An dieser Stelle meinen Respekt für alle Rookies dieser Saison.

Die Planungen für 2007 laufen bereits. Wird sich der Kader stark verändern?
Knappe: Verändern insofern, dass wir den Kader weiter vergrößern wollen. Jedes Footballteam unterliegt gewissen Zyklen. Vor drei Jahren hatten wir ein Team, welches um die Meisterschaft mitgespielt hat (12:4 Punkte). In den letzten zwei Jahren hat ein Generationenwechsel stattgefunden mit jungen Spielern die ein riesiges Potential für die Zukunft haben. Ziel ist es, den einheimischen Kader um auswärtige Spieler zu erweitern. Unser Hauptaugenmerk legen wir hierbei auf deutsche Spieler aus dem Umland und hoffen diese von unserem Konzept überzeugen zu können. Wir bieten diesen Spielern sehr gute Eckdaten, um sich sportlich und menschlich weiterzuentwickeln und haben auch die Mittel, Ihnen eine Teilnahme am Football in Lübeck zu ermöglichen.

Quo vadis Cougars. Wie sind die Ziele der Cougars nun mittel- bzw. langfristig gesteckt?
Knappe: l ist immer, eine stetige Weiterentwicklung und Verbesserung der Vorjahresleistung. Das gilt nicht nur für den einzelnen Spieler sonder auch für jeden anderen Teil der Mannschaft und des Vereins, um mittelfristig das große Ziel GFL zu erreichen. Auch unsere Jugendabteilungen sind sich dessen bewusst und arbeiten daran ihren Teil dazu beizutragen.

Wird sich die Coach Staff 2007 verändern?
Knappe: Es gibt in Lübeck über die letzten 15 Jahre eine sehr gute Entwicklung im Coachbereich. Alle Mannschaften können durch sehr gute vereinseigene Trainer betreut und gecoacht werden. Allerdings will ich nicht ausschließen dass sich auf der einen oder anderen Position für die kommende Saison Veränderungen ergeben.

Wer hat 2006 den größten Eindruck hinterlassen?
Knappe: Viele Spieler haben einen großen Eindruck hinterlassen, aber auf Grund der großartigen Teamleistung im Finish der Saison möchte ich keinen einzelnen Spieler herausheben. Bestimmte Leistungen werden bei der kommenden Players Party ausgezeichnet. Aber beeindruckt haben mich auf jeden Fall die Personen um das Team, die nicht auf dem Platz stehen und trotzdem einen enormen Einsatz für das Team zeigen. Allen voran fällt mir pauschal Laura Woisin ein, die wirklich unermüdlich alles selbstständig organisiert und immer besten vorbereitet zu den Spielen erscheint. Hier kann sich der eine oder andere Spieler noch eine Scheibe abschneiden.

Wie erklären Sie sich die vielen Verletzten?
Knappe: Da wäre ich auf die Antwort meiner Kollegen aus den anderen Vereinen sehr gespannt. Man kann das nicht pauschal beantworten. Ursachen, die das Verletzungsrisiko erhöhen können Vorschädigungen, mangelnde Prävention(Tape), ein schlechter Trainingszustand, schlechte koordinative (technische) Fähigkeiten, Überlastungen, unsaubere Aktionen von Gegenspielern sein. Jetzt müsste man sich jeden einzelnen Fall anschauen um die Gründe zu benennen. Exemplarisch ein Beispiel. Drei Innenbandverletzungen von Spielern die eine sehr gute Vorbereitung absolviert haben. Hier hätte es auch leicht, auf Grund des Verletzungsmechanismus, zu schwereren Verletzungen (Innenmeniskus, vorderes Kreuzband) kommen können. Alle sind innerhalb von drei bzw. sechs Wochen wieder fit gewesen. Football ist ein Kontaktsport, bei dem es immer wieder zu Verletzungen kommen wird. Von unserer Seite versuchen wir alles Erdenkliche um Risiken zu minimieren. Angefangen bei der gezielten Vorbereitung bis hin zu der professionellen und schellen Hilfe im Ernstfall. Hierzu steht den Spielern auch ein breites medizinisches Netzwerk zur Verfügung. Angefangen mit Arztterminen bei ausgewählten Ärzten, schnellen Untersuchungen, z.B. MRTs bis hin zur Therapie und Rehabilitation im ambulante Rehazentrum. Viele Spieler haben in der Vergangenheit davon profitiert und ich sehe dies auch als Qualitätsmerkmal des Footballs in Lübeck.

Was muss sich im Umfeld ändern?
Knappe: Auf Grund einiger personeller Engpässe sind einige wichtige Positionen im Verein noch nicht besetzt. Dies schafft Insuffizienzen. Aufgaben werden nicht erledigt, hin- u. hergeschoben und Leute müssen sich neben Ihren Kernaufgaben um diese Dinge kümmern. In erster Linie fehlt uns ein Marketingstratege und ein Teammanager oder Sportdirektor. Dies hat auch vor einigen Wochen unser Vorsitzender in einem Gespräch gesagt, in dem es um die Entwicklung des Vereines ging. Ich bin allerdings zuversichtlich was die Besetzung dieser Positionen bzw. die Verteilung der Aufgaben angeht, da die Notwendigkeit von allen Verantwortlichen erkannt ist. Auch hier wird Lübeck einen guten Weg finden.

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